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Rettet den Schweinehund

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Neulich bei Amnia, einem Social-Media-Abnehmprojekt, drei Mitmacher outen sich und sagen wie es ist: schwierig, nicht einfach oder leicht. Man belügt sich selber. Der Schweinehund war auch dabei.

Da muss ich einfach eine Lanze für den Schweinehund brechen!

Es. Gibt. Keinen. Schweinehund! Zumindest nicht in seiner klassischen Rolle bei mir. Leute, schreibt euch das auf euren Toilettendeckel und Spiegel im Bad. Schweinehund is‘ nich‘.

Ganz ehrlich, ich kann es nicht mehr hören. Das Gejammer darüber, dass die Situation so schlimm ist. Dass man zu dick ist, zu unsportlich. Dass die Kollegen so böse sind. Dass gutes Obst/Gemüse/Fleisch so teuer ist und unglaublich aufwendig zu kochen. Dass die Entscheider immer das Falsche entscheiden.

Hey, kurze Randnotiz: IHR seid die Entscheider!

Und wenn ihr euch dann mal entschieden habt (mehr Sport, am Job muss sich was ändern, anderer Partner, Biostrom bestellen, mehr Kultur, besser Ernähren) und der Anfangsschwung vorbei ist, dann zeigt sich, wer ein Anpacker ist. Und wer eben den Schweinehund aus der Kiste holt.

Schweinehund als Prügelknabe

Der ist dann nämlich Schuld daran, dass man nicht mehr Sport machen konnte („Der Tag war schon so anstrengend genug!“), dass man am Job nichts ändert („Es wird momentan einfach nicht die perfekte Stelle für mich ausgeschrieben!“), dass man nicht an der Beziehung arbeiten kann („Aber ich hab ihn/sie doch lieb, und gerade heute hat er/sie was nettes gemacht!“), dass man keinen Biostrom bestellt („Das ist mir alles zu kompliziert!“), dass man nicht öfters kulturelles Programm genießt („Ne, also die Oper ist ja nicht mal auf Deutsch und sooo teuer!“) und dass man sich nicht besser ernährt („Das ist so schwierig und zeitaufwendig und teurer ist es auch!“).

Der Schweinehund ist der Prügelknabe geworden, für all die faulen, unmotivierten, bequemen und ängstlichen Menschen da draußen. Den ersten Schritt haben sie gemacht (entscheiden, dass sie was ändern wollen), dann merken sie, dass alles doch nicht so leicht geht, wie man es sich wünscht und dann kommt: „Am Anfang lief es echt gut, aber dann kam mein innerer Schweinehund.“.

NEIN, der kam nicht. Das ist schlichtergreifend Faulheit, Bequemlichkeit und Angst ob der anstrengenden und neuen Dinge, die da kommen.

Der böse Zwilling

Der Schweinehund seid ihr, ihr ganz allein. Euer böser, dicker, dummer, fauler Zwilling in eurem Kopf der den ganzen Tag auf die Bremse drückt, damit es ihn nicht durchrüttelt, wenn ihr etwas bewegt. Ich habe einige Menschen in meinem jungen Leben kennengelernt, denen das Leben erst richtig wehtun muss, damit es „klick“ macht. Sie müssen erst weinend von der Arbeit nach Hause kommen, bevor sie sich auf Stellen bewerben, die nicht ganz perfekt sind. Sie müssen erst vom Arzt gesagt bekommen, dass sich ihr Leben in Gefahr befindet, bevor sie verstehen, was sie ihrem Körper antun. Sie müssen sich bei einer Familienfeier erst blamieren, bevor sie etwas für ihre Bildung tun. Sie müssen sich ihr Herz erst dreimal brechen lassen, bevor sie einsehen, dass ihnen die Beziehung nicht gut tut.

Und das macht mich sehr traurig, denn sie könnten es einfacher haben.

Sie könnten auf die leise, sarkastische und böse Stimme in ihrem Inneren hören, die einem ab und zu zuflüstert, dass dieses und jenes nicht gut war. Dass man es eigentlich besser wissen müsste. Dass man ein verdammter Idiot ist, wenn man das mit sich machen lässt.

Aber man ignoriert die Stimme. Ist einfacher.

Wer ist denn nun der Schweinehund?

Schon mal dran gedacht, dass das vielleicht der Schweinehund ist? Dieses Kerlchen, dass euch beschimpft, wenn ihr wieder offensichtlich einen Fehler gemacht habt?

Das ist nämlich mein Schweinehund. Der Typ reißt dreckige Witze in unpassenden Momenten und wispert mir politisch unkorrekte Dinge ins Ohr. Und er mahnt, tadelt und warnt mich wenn ich etwas falsch mache. Und er ist stinksauer, wenn ich ihm die Schuld an etwas gebe, was eindeutig meine Sache ist. Er ist mein Engelchen auf der einen Schulter, mit Fell, Schweinenase und Ringelschwänzchen, und er ist immer bereit mir eine innerliche Backpfeife zu verpassen, wenn ich wieder Mist baue.

Wenn ihr etwas ändern wollt, dann tut es. Oder lasst es aber jammert nicht. Und gesteht euch endlich ein, dass ihr ganz allein für euch, für eure Entscheidungen und für euer Handeln verantwortlich seid. Nehmt euch endlich ernst und verleiht euch selber Gewicht, in dem ihr ehrlich und authentisch seid.

Und hört auf euren Schweinehund, er will nur euer Bestes, denn der Schweinehund, das seid ihr!

© talsen/Fotolia.com

Der Beitrag Rettet den Schweinehund erschien zuerst auf Der NetDoktor-Blog.


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